FREUDENTAG IN DER WILDSTATION: UHU KONNTE WIEDER AUSGEWILDERT WERDEN!
Für den Uhu gab es nur wenig Hoffnung, als er im Juni mit einem ausgerenkten Ellbogengelenk in die Stiftung Wildstation Landshut gebracht wurde. Aber unter Einbezug aller wildbiologischen Kriterien entschied die Tierärztin, den Versuch zu wagen und den Flügel zu operieren. Mit viel Erfolg: Kürzlich konnte der vollständig genesene und rehabilitierte Uhu mit dem Wildhüter zusammen ganz in der Nähe seines Horstes ausgewildert werden. Solche Erfolge bedeuten stets eine riesige Freude und zusätzliche Motivation für das ganze Team in der spendenfinanzierten Stiftung.
Vermutlich war das männliche Tier, von dem man sogar weiss, wo sich sein Bruthorst Nähe Brienz befindet, in eine im Tal befindliche Hochspannungsleitung geflogen. Diese Art von Verletzungen kommt bei Uhus leider immer wieder vor, da der Mensch ganz massiv in den Lebensraum der Tiere eingegriffen hat.
Der Uhu war morgens zeitig vom Wildhüter gefunden worden, die Verletzung war aber schon etwas älter, wie die Röntgenaufnahmen zeigten, die von der Tierärztin der Wildstation angefertigt wurden. Der Nachtvogel war zudem bereits stark geschwächt und abgemagert, was darauf hindeutete, dass er aufgrund der Verletzung nicht mehr in der Lage gewesen war zu jagen.
Das Ellbogengelenk war aus seiner normalen Position deutlich verschoben – solch eine Luxation – im normalen Sprachgebrauch ein ausgerenkter Ellbogen – ist beim Vogel als meist irreparable Verletzung anzusehen. Die Prognose ist schlecht, da das Gelenk beim Vogel oft wieder luxiert und zudem ein Tier, welches auf das Leben in den Lüften angewiesen ist, auf die Flugfähigkeit nicht verzichten kann.
Dennoch wurde die Hoffnung nicht aufgegeben: nachdem der Allgemeinzustand des Uhus stabil war, wagte das Team der Wildstation den Versuch, das Gelenk operativ wieder in seine normale Position zu bringen.
Dies war nicht ganz einfach, es benötigt viel Kraft, um die Knochen des Unter- und Oberarmes – also der Schwinge – wieder in die richtige Gelenkposition zu bringen. Glücklicherweise waren die Sehnen nicht beschädigt oder gar abgerissen, was das Ganze erheblich erschwert hätte. Die Operation war erfolgreich und das Gelenk wieder in Position – ein zehntägiger Flügelverband stabilisierte nun die Situation und verhinderte, dass das Gelenk erneut luxierte. Nach einigen Wochen Rekonvaleszenz in der Aussenvoliere flog der Uhu erstmals auf das Sitzpodest!
Mit grosser Freude konnte er nun also in die Flugvoliere umziehen, um weiter zu Trainieren. Besonders ergreifend war der Moment, als der Uhu oberhalb seines Bruthorstes, auf einer Flue Nähe Brienz, wieder in die Natur zurückkehren konnte.
Dies ist ein sehr schöner Erfolg – nicht nur, weil der Fall zunächst aus medizinischer Sicht wenig aussichtsreich schien, sondern auch, weil es sich um ein verlässliches Brutpaar vor Ort handelt. Hoffen wir alle, dass der Uhu nun seine zweite Chance bestens nutzen kann und weiter dazu beitragen kann, die Population dieser seltenen und schönen Nachtvögel zu stabilisieren.
Bilder: ©Stiftung Wildstation Landshut